Der Südtiroler Jugendring (SJR) hat die zweite Umfrage zu den Sichtweisen der jungen Menschen in Bezug auf Corona und die damit einhergehenden Herausforderungen in Südtirol durchgeführt. Sorgen der 12- bis 25-Jährigen haben im Laufe des vergangenen Jahres zugenommen.
Anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August stellte der Südtiroler Jugendring (SJR) im Rahmen einer Pressekonferenz seine zweite Umfrage zu den Sichtweisen von jungen Menschen in Bezug auf Corona und die damit einhergehenden Herausforderungen in Südtirol vor.
„Wir haben die Umfrage zur Standortbestimmung der Jugend auch 2020 durchgeführt, sodass sich sehr gut vergleichen lässt, ob es 2020 und 2021 Unterschiede bzw. andere Herausforderungen gegeben hat. Es geht uns darum jungen Menschen eine Stimme zu verleihen, ihre Sicht auf die Coronakrise aufzuzeigen. Zudem können so Änderungen und neue Herausforderungen aufgezeigt werden, um hierauf reagieren zu können“ erklärte Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende.
3.901 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren haben an der SJR-Umfrage teilgenommen, der Großteil derselben der deutschen Sprachgruppe zugehörig (89,3%) und weiblich (67,2%).
Philipp Tarfusser, Stellvertretender SJR-Vorsitzender, ging auf die Sorgen der jungen Menschen ein. „Es hat sich gezeigt, dass die Sorgen im Laufe des vergangenen Jahres zugenommen haben. So machen sich mehr 12 bis 25-Jährige Sorgen über Dinge, die gerade in Südtirol passieren. Aber auch in Bezug auf die Corona-Lage in Italien und Europa sind die Bedenken angestiegen“ so Tarfusser zu den entsprechenden Ergebnissen der SJR-Umfrage.
Katharina van Rossem, SJR-Vorstandsmitglied, ging auf das Freizeitverhalten der jungen Menschen ein. „Die Jugendlichen langweilen sich häufiger, treffen weniger oft Freunde*innen und sind auch nicht mehr so viel draußen wie im vergangenen Jahr“ berichtete van Rossem. „Des Weiteren fühlen sie sich weniger gut über die Pandemie informiert“ so Rossem weiter.
Interessant ist zudem, dass die Zufriedenheit der Jugendlichen mit den Dingen, die sie zu Hause gelernt haben und mit der Unterstützung durch ihre Lehrer*innen abgenommen hat. Auf die Frage, ob die Corona-Pandemie auch etwas Positives habe, antworteten 47,9% mit „ja“, 52,1% mit „nein“.
Alex Niedermayr, SJR-Vorstandsmitglied, stellte einzelne Statements, die die jungen Menschen im Zuge der SJR-Umfrage vorbringen konnten, vor. „Diese Aussagen sind zwar nicht repräsentativ, bringen aber die Stimmung und Ansichten der Jugendlichen gut auf den Punkt“ so Niedermayr. Vorgebracht wurde z.B., dass nun das geschätzt werde, war vorher selbstverständlich war, oder dass es mehr Zeit gebe nachzudenken. Andere brachten aber auch vor, dass sie zwar anfangs abschalten konnten, der Lockdown sie nun aber psychisch krankmache.
Bedenklich stimmt, dass 65,5% den Eindruck haben, dass ihre Sorgen nicht gehört werden unddass 76,3% angeben, den Eindruck zu haben, dass die Jugend in der Pandemie vergessen worden ist. „Auf die Frage, wen die Jugendlichen in der aktuellen Situation bei Sorgen oder Problemen ansprechen würden, wird vor allem mein*e Freund*in und ein*e gute*r Freund*in angegeben. Allerdings geben 38% an, dass sie die Sorgen und Probleme für sich behalten“ informierte Matthias von Wenzl, SJR-Vorstandsmitglied.
„Dass so viele junge Menschen den Eindruck haben, dass ihre Sorgen nicht gehört werden und auch angeben, ihre Sorgen und Probleme für sich zu behalten, stimmt nachdenklich. Was nun meiner Meinung nach getan werden muss, ist, aufzuzeigen, dass es Stellen – wie Young+Direct - gibt, die Hilfe bieten, und dass es etwas bringt, Hilfe in Anspruch zu nehmen“ schlussfolgert Michael Reiner, Leiter der SJR-Abteilung „Beratung und Information“.
Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende, betonte daher die Wichtigkeit der SJR-Jugendberatungsstelle Young+Direct, gerade auch in diesen Zeiten. Des Weiteren erinnerte sie an die 2020 verabschiedete Resolution des Südtiroler Jugendrings und seiner Mitgliedsorganisationen zu Jugend und Corona. „Handlungsbedarf gibt es vor allem in vier Bereichen: Gesetzesvorhaben in Zusammenhang mit Corona sind auf deren mittelbare und unmittelbare Auswirkung auf Kinder und Jugendliche zu überprüfen. Die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit aller Maßnahmen, die aufgrund von Krisen getroffen werden, ist zu gewährleisten. Einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit ist entgegenzuwirken und es Bedarf einer Einsetzung einer Expert*innen-Gruppe, die interdisziplinär zusammengesetzt ist und Vorschläge ausarbeitet, um den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden“. „Die zweite Umfrage des SJR hat bestätigt, wie wichtig diese Anliegen sind. Es geht vor allem auch darum, dass die Teilnahme am sozialen Leben gewährleistet ist und gerade jene Bereiche, die für Kinder und Jugendliche wichtig sind - wie Schule und Jugendarbeit - nicht heruntergefahren werden“ so Rainer abschließend.